Wie berechenbar ist das Leben? – Modellierung biologischer Prozesse verschafft Einblick in universelle Baupläne des Lebens

Pressemitteilung vom 20. Mai 2006

Heidelberger Akademie der Wissenschaften begeht Jahresfeier 2006 – Künftig engere Kooperation mit den Landesuniversitäten geplant

 

Dr. Christine Krüger (Walter-Witzenmann-Preis 2006), Prof. Dr. Peter Graf Kielmansegg (Akademiepräsident), Dr. Ann-Kristin Müller (Freudenberg-Preis 2006, v.l.n.r.). Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ein zentrales Anliegen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
(Foto: Akademie/Schnurr)

Rund 400 Gäste erschienen heute zur Jahresfeier der Heidelberger Akademie der Wissenschaften in der Alten Aula der Universität. Das letzte Jahr brachte eine ganze Reihe wichtiger Entwicklungen für die Heidelberger Akademie mit sich, wie ihr Präsident, Prof. Dr. Peter Graf Kielmansegg, in seinem Bericht festhielt. „Wir freuen uns darüber, daß alle Projekte, die im letzten Jahr nach den Regeln des Akademienprogramms zur Evaluierung anstanden, diese Prüfung mit Bravour bestanden haben.“ Den Mitarbeitern sei für diese Leistung Dank und Anerkennung auszusprechen. Auch das Nachwuchsprogramm WIN, vom Land Baden-Württemberg mit 900.000 Euro p.a. gefördert, stand auf dem Prüfstand und erzielte eine außergewöhnlich gute Bewertung. Positiv sei desweiteren, daß die von Akademie über Jahre geförderte Forschungsstelle „Archäometrie“ 2007 in neue Trägerschaften übergehe. „Das zeigt, welches wissenschaftliche Ansehen sie sich erworben hat“, so Kielmansegg. Auch die Resonanz auf wissenschaftliche Veranstaltungen und öffentliche Vorträge der Akademie sei sehr positiv gewesen.

Deutliche Defizite gebe es allerdings in der Wahrnehmung durch die Landesuniversitäten. Hier sei es der Akademie bislang nicht gelungen, sich ein deutliches Profil als die Wissenschaftsakademie des Landes zu geben. „Uns ist aufgetragen, das Akademienprogramm zu öffnen, das heißt die Universitäten stärker als bisher in die Nutzung dieses – derzeit mit rund 43 Millionen Euro dotierten – Förderprogramms für Langzeitprojekte einzubeziehen. Wir tun, was von der Akademie aus möglich und sinnvoll ist, um diesem Auftrag zu genügen. Aber wenn die Universitäten nicht ein gewisses eigenes Interesse an dieser Sache entwickeln, werden wir nicht viel erreichen“, lautete Kielmanseggs Fazit.

Festredner war Prof. Dr. Dres. h.c. Willi Jäger, Direktor am Institut für Angewandte Mathematik, „Modelle und Computersimulation biologischer Prozesse – Realität in silico?“ lautete der Titel seines Vortrags. Durch eine in den letzten Jahren ganz erheblich gewachsene Rechenleistung sei es mittlerweile möglich geworden, extrem komplexe biologische Prozesse modellhaft zu simulieren. Ob bei der Entschlüsslung des menschlichen Genoms, der Prognose von Wechselwirkungen zwischen Molekülen oder der Vorhersage von Populationsentwicklungen, auf vielen Gebieten zeigen sich eine ganze Reihe neuer Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Biowissenschaften und der Mathematik. Nicht zuletzt aufgrund der kaum mehr zu bewältigenden Datenflut, welche die biologische und medizinische Forschung in den letzten Jahren hervorbringt, nimmt der Ruf nach stärker quantitativ und auf Systeme orientierte Biowissenschaften sichtbar zu.

Der Karl-Freudenberg-Preis 2006 ging an Dr. Ann-Kristin Müller für ihre Dissertation „Funktionelle Charakterisierung Plasmodium Sporozoiten-spezifischer Gene im Malaria-Mausmodell“, in der sie neuartige Ansätze zur Behandlung der Malaria entwickelt. Der Walter-Witzenmann-Preis 2006 wurde an Dr. Christine Krüger verliehen. In ihrer Dissertation „»Sind wir denn nicht Brüder?« Deutsche Juden im nationalen Krieg, 1870/71“ untersuchte sie erstmals ausführlich das geistesgeschichtlich brisante Spannungsverhältnis zwischen nationaler und religiöser Identität, in welches sich die deutschen Juden durch den Waffengang gegen Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts gebracht sahen. Die Preise sind mit je 6000 Euro dotiert.



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Dr. Johannes Schnurr
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Letzte Änderung: 24.05.2018