Heidelberger Akademie vergibt fünf Preise an junge Wissenschaftler im Gesamtwert von 34.000 Euro

Preisträger stellen ihre Arbeiten vor

Im Rahmen ihrer Jahresfeier zeichnet die Heidelberger Akademie der Wissenschaften herausragende junge Wissen-schaftler mit insgesamt fünf gestifteten Preisen aus. Erstmalig in diesem Jahr wird auch der neu gestiftete Manfred-Fuchs-Preis vergeben. Am Vortag, dem 29. Mai 2015, stellen die Preisträger ihre Arbeiten der Öffentlichkeit kurz vor. Im Anschluss an die Vorträge besteht die Möglichkeit zur Diskussion. Hierzu lädt die Akademie alle Interessierten herzlich ein (Beginn 15 Uhr).

Der Akademiepreis wurde 1984 vom Verein zur Förderung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften e.V. gestiftet, um den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland zu fördern. Er ist mit 6.000 Euro dotiert. Die Preisträger werden abwechselnd durch die Mitglieder der Mathematisch-naturwissenschaftlichen und der Philosophisch-historischen Klasse der Akademie vorgeschlagen.

Dieses Jahr geht der Akademiepreis an Dr. Jennifer E. Altehenger (Jg. 1982) für ihre Arbeit „Love, Law, and Legality: Marriage Law Campaigning in the Early People’s Republic of China.“ Rechtspropaganda und Rechtserziehung im China der frühen fünfziger Jahre bilden das Forschungsfeld der Wissenschaftlerin, die sich am Beispiel von Eherechtskampagnen mit Methoden befasst, die das junge kommunistische Regime einsetzte, um der Bevölkerung Rechtswissen zu vermitteln. Jennifer Altehenger ist Dozentin für chinesische Zeitgeschichte am King’s College London. Sie hat in Cambridge und Qingdao Sinologie studiert und wurde 2010 in Heidelberg promoviert. Zwischen 2010 und 2012 forschte und lehrte sie an der Universität Oxford sowie am Fairbank Center for Chinese Studies der Universität Harvard.

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Dr. Jennifer Altehenger

Anlässlich des 100. Geburtstages von Karl Freudenberg wurde 1986 von der Freudenberg Gruppe der ebenfalls mit 6.000 Euro dotierte Karl-Freudenberg-Preis gestiftet. Prämiert werden jährlich herausragende Arbeiten junger baden-württembergischer Wissenschaftler aus dem Bereich der Naturwissenschaften, vor allem aus Chemie und Biologie.

2015 geht der Karl-Freudenberg-Preis Dr. Anna E. Böhmer (Jg. 1986) für ihre Dissertation “Competing Phases in Iron-Based Superconductors Studied by High-Resolution Thermal Expansion and Shear-Modulus Measurements". Sie hat im Rahmen ihrer Arbeit das Zusammenspiel von Struktur, Magnetismus, Nematizität und Supraleitung der eisenbasierten Supraleiter mittels höchstaufgelöster Messungen der thermischen Ausdehnung und des elastischen Schermoduls untersucht. Durch den Vergleich dieser Messungen und verschiedener Materialien wurde die Vielfalt ihrer Eigenschaften deutlich und es konnten inzwischen bereits neue Untersuchungen verschiedener Forschergruppen darauf aufbauen. Dr. Anna Böhmer ist als Postdoktorandin am Ames Laboratory und der Iowa State University in den USA beschäftigt. Sie studierte an der Universität Karlsruhe und der École Polytechnique in Paris Physik. Im Mai 2014 schloss sie ihre Promotion mit Auszeichnung an der KIT-Fakultät für Physik ab, und wurde mit dem Dissertationspreis der Erika und Dr. Wolfgang Eichelberger Stiftung ausgezeichnet.

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Dr. Anna Böhmer

1997 stiftete der Unternehmer Dr. Walter Witzenmann den mit 6.000 Euro dotierten Walter-Witzenmann-Preis, um den kulturwissenschaftlichen Nachwuchs in Baden-Württemberg zu fördern.

Preisträger in diesem Jahr ist Dr. Jörg Domisch (Jg. 1985), der für seine Arbeit „Zur Frage eines Besitzübergangs auf den Erben im klassischen römischen Recht“ ausgezeichnet wird. Die eingehende Untersuchung führt zu dem Schluss, dass ein Besitzübergang auf den Erben im klassischen römischen Recht nicht stattfand. Dies gilt, anders als bislang weithin angenommen, für alle Arten von Erben. Doch schützten die römischen Juristen den Erben dadurch, dass sie ihm die Vollendung einer vom Erblasser begonnenen Ersitzung ermöglichten, das heißt mit Ablauf einer bestimmten Frist konnte Eigentum an einer Sache erworben werden. Dr. Jörg Domisch absolviert derzeit sein Referendariat am Landgericht Freiburg und ist weiterhin als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Rechtsgeschichte der Uni Freiburg tätig.  Er studierte Rechtswissenschaften in Freiburg und Padua. 2011 verlieh ihm die Universität Freiburg den Konrad-Hesse-Preis. Im Anschluss arbeitete Jörg Domisch am Institut für Rechtsgeschichte und geschichtliche Rechtsvergleichung sowie an der Forschungsstelle für Hochschularbeitsrecht der Universität Freiburg. Im Sommer 2014 wurde er dort promoviert.

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Dr. Jörg Domisch

Der Ökologiepreis der Sigrid-und-Viktor-Dulger-Stiftung wurde im Jahr 2006 zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Baden-Württemberg gestiftet. Der Preis wird seit 2013 für Arbeiten aus geistes-, sozial- und natur- sowie ingenieurwissenschaftlichen Fächern vergeben, die sich mit der Lösung von Umweltproblemen befassen und ist mit 6.000 Euro dotiert.

Dieses Jahr erhält Dr. Peter Lübcke (Jg. 1985) den Preis für seine Dissertation „Optical remote sensing measurements of bromine and sulphur emissions: Investigating their potential as tracers of volcanic activity“. In seiner Dissertation hat er optische Fernerkundungsmethoden zur Messung von Brom und Schwefelemissionen aus Vulkanen untersucht. Dabei sind sowohl die Gesamtmenge der Gasemissionen als auch das Verhältnis verschiedener Gase untereinander von Interesse. Beide Parameter können Informationen über die Aktivität des Vulkans geben. Dr. Peter Lübcke ist derzeit am Institut für Umweltphysik in Heidelberg als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Er studierte Physik und Mathematik in Heidelberg und Uppsala. Sein Studium schloss er 2010 ab wurde 2014 an der Universität Heidelberg promoviert.

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Dr. Peter Lübcke

Der Manfred-Fuchs-Preis wurde von Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Baden-Württemberg gestiftet. Ausgezeichnet werden besonders qualifizierte Forscherinnen und Forscher, die sich im Rahmen des sog. WIN-Programms der Akademie in den Geisteswissenschaften habilitieren oder die sich bereits als Forschungsleiter in den Natur- und Ingenieurwissenschaften auf ihre Professur vorbereiten. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird erstmalig verliehen.

Dieses Jahr teilen sich Dr. Jan O. Korbel (Jg. 1975) und Fruzsina Molnár-Gábor (Jg. 1984) den Preis für ihre Arbeiten zur „Selbstregulierung in den Naturwissenschaften – auf dem Weg zur Einbindung einer normativen Methodologie.“ Das Thema wird in Kooperation zwischen der Biotechnologie und der Rechtswissenschaft bearbeitet. Bei der Untersuchung soll die Konzentration auf dem Umgang mit Forschungsrisiken liegen. Hierbei wird der Anspruch verfolgt, die Forschungsfreiheit, die sich vor allem in der Transparenz, im freien (auch internationalen) Informationsaustausch und in der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse niederschlägt, aufrechtzuerhalten. Dr. rer. nat. Jan Korbel ist Gruppenleiter am Europäischen Laboratorium für Molekulare Biologie (EMBL), in der Abteilung für Genombiologie. Er studierte Biotechnologie an der TU Berlin und wurde 2005 an der Humboldt-Universität Berlin promoviert. Nach mehrjährigem Aufenthalt als Post-Doktorand in den USA ist er seit 2008 Gruppenleiter am EMBL Heidelberg. Fruzsina Molnár-Gábor ist WIN-Kollegiatin an der Heidelberger Akademie, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für Staats- und Steuerrecht an der Juristischen Fakultät der Universität Heidelberg und Gastwissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Sie studierte Rechtswissenschaften, Ästhetik und Philosophie in Budapest und schließt gerade ihr 2011 begonnenes Dissertationsvorhaben an der Universität Heidelberg ab.
 

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Fruzsina Molnár-Gábor

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Dr. Jan O. Korbel



Die Veranstaltung ist öffentlich. Medienvertreter sind herzlich eingeladen. Wir bitten um Ankündigung. Über eine Berichterstattung freuen wir uns.

 

Kontakt:

Dr. Herbert von Bose
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Karlstraße 4
69117 Heidelberg
Telefon: 06221/54-3400
herbert.vonbose@adw.uni-heidelberg.de
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verantwortlich: Redaktion
Letzte Änderung: 28.05.2015