Neues Forschungsvorhaben für die Heidelberger Akademie der Wissenschaften: "Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie"

 

Am 25. Oktober 2010 wurde auf der „Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz“ des Bundes und der Länder (GWK) in Berlin das Akademienprogramm 2011 der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften mit einem Etat von knapp 51,8 Millionen Euro beschlossen. Das Akademienprogramm, das sich der Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung unseres kulturellen Erbes verpflichtet hat, ist das größte geisteswissenschaftliche Forschungsprogramm Deutschlands. Es wird von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. Betreut werden die Forschungsvorhaben durch die acht deutschen Wissenschaftsakademien.

 

Eines der insgesamt neun für 2011 bewilligten Langzeit-Projekte wird von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften betreut: „Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie“. Die dafür erforderliche Arbeitsstelle wird in Freiburg unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Zimmermann, Ordinarius für Klassische Philologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, eingerichtet. Für die Laufzeit des mit einem Volumen von jährlich 235.000 Euro finanzierten Vorhabens sind 15 Jahre vorgesehen. In dem Projekt werden neben zwei erfahrenen Wissenschaftlern/innen auch zwei Doktoranden/Doktorandinnen tätig sein. Das Projekt ist schon in der Planungsphase international vernetzt. Enge Kontakte bestehen zu Forschungsgruppen in Italien, Großbritannien und USA.

 

 Fragment

Papyrus, Kommentar zu dem Marikas von Eupolis (Fragment), POxy 2741

 

 

Zum Inhalt:

Mit der neuen Forschungsstelle wird ein wichtiger Beitrag zur griechischen Philologie geleistet und eine bisherige Lücke im Verständnis der Literatur aus der klassischen Antike – und somit zur Bildungsgeschichte – ein Stück weit geschlossen.

 

Große Bereiche der griechischen Literatur – insbesondere der archaischen, klassischen und hellenistischen Zeit – sind nicht durch vollständig erhaltene Texte, sondern durch Fragmente bezeugt. Dies gilt nicht nur – um einige signifikante Beispiele zu nennen – für die vorsokratische und hellenistische Philosophie oder die frühe Lyrik, sondern auch für das Drama. Dies bedeutet, dass eine Darstellung der Geschichte der griechischen Literatur ohne Einbeziehung der fragmentarisch erhaltenen Texte nicht möglich ist und selbst ein Fragment bleiben muss.

 

Im Gegensatz zur griechischen Tragödie verfügen wir bei der Komödie über eine enorme Zahl von Testimonien und Fragmenten von zahlreichen (über 200) Autoren, die zwar inzwischen in der monumentalen Ausgabe der Poetae Comici Graeci (hrsg. von R. Kassel und C. Austin) ediert sind, aber immer noch darauf warten, wissenschaftlich erschlossen zu werden. In dem Forschungsprojekt soll durch die Kommentierung der fragmentarisch erhaltenen Komödienautoren literaturgeschichtliches Neuland gewonnen und der bisher eher einseitige Blick auf eine zentrale Gattung der europäischen Literatur korrigiert werden.

 

Ziel der Kommentare ist es, einerseits die in der Regel schwierig zu verstehenden Texte unter allen möglichen Gesichtspunkten (philologisch-literaturgeschichtlich, archäologisch, historisch) zu erschließen, andererseits, wo dies möglich ist, eine Rekonstruktion der Stücke zu versuchen und eine literaturgeschichtliche Einordnung der Autoren vorzunehmen. Die Fragmente und Testimonien werden ins Deutsche übersetzt. Die in den Kommentaren erbrachten Ergebnisse sollen in allgemeine Studien einfließen: zur Komik und komischen Techniken wie Parodie, Satire; zur politischen Funktion; zur Begriffsbildung.

 

 

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Dr. Herbert von Bose

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Letzte Änderung: 24.05.2018