Auszeichnung für junge Wissenschaftler: Heidelberger Akademie der Wissenschaften vergibt vier Preise im Gesamtwert von über 20.000 Euro

 

Heidelberg. Am 4. Juni 2010 um 15.30 Uhr werden die von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ausgezeichneten diesjährigen Preisträger ihre Arbeiten in allgemeinverständlichen Vorträgen kurz vorstellen.

Die Veranstaltung findet im Akademiegebäude, Karlstraße 4 statt und ist öffentlich. Die Preisverleihung findet dann einen Tag später, am 5. Juni 2010, im feierlichen Rahmen der Jahresfeier der Akademie statt.

Gleich drei Stiftern und dem Förderverein der Akademie ist es zu verdanken, dass auch dieses Jahr vier junge Wissenschaftler von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften des Landes Baden-Württemberg, für ihre Arbeiten mit Preisen ausgezeichnet werden.

 

Preisträger:

Sandro Wimberger 2 Klein                          Joerg-evers                                 Foto Stockhammer Klein      Diederichs Klein                                                 
Dr. Sandro Wimberger PD Dr. Jörg Evers Dr. Philipp W. Stockhammer Dr. Sven Diederichs

 

Der mit 6.000 Euro dotierte Akademiepreis wurde 1984 vom Verein zur Förderung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften e.V. gestiftet, um den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland zu fördern. Die Vorschläge der Preisträger erfolgen alternierend durch die Mitglieder der Mathematisch-naturwissenschaftlichen und der Philosophisch-historischen Klasse der Akademie.

Der Preis geht dieses Jahr an Dr. Sandro Wimberger für seine Forschungen über „Transport ultrakalter Quantengase“. Er arbeitet daran, neue theoretische Methoden zur Beschreibung wechselwirkender bosonscher Quantengase zu entwickeln. Seine jetzige Arbeitsgruppe am Institut für Theoretische Physik in Heidelberg beschäftigt sich insbesondere mit der Frage, wie man die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Atomen im Gas verwenden kann, um neue und interessante Transportphänomene theoretisch vorherzusagen und experimentell zu testen. Wimberger (geb. 1974) absolvierte sein Physikstudium in München, Oxford, am Weizmann Institute of Science (Israel) und in Dresden. Er schloss es 2000 mit Auszeichnung an der LMU München ab. Darauf folgte die binationale Promotion in Theoretischer Physik am MPI für Physik komplexer Systeme in Dresden und an der Università dell'Insubria in Como (Italien). Nach Abschluss der Promotion forschte er kurze Zeit in Belfast (UK), bevor er 2004 als Feodor Lynen-Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung nach Pisa und 2006 als Wissenschaftler des italienischen Forschungsverbunds CNISM nach Turin ging. Seit seiner Zeit in Pisa beschäftigt er sich mit der Theoretischen Beschreibung der Dynamik und des Transports ultrakalter Quantengase, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Seit 2007 arbeitet er als Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Theoretische Physik in Heidelberg, wo er den Zweig ,,Quantendynamik und Komplexe Quantensysteme“ der Heidelberger Graduiertenschule für Fundamentale Physik vertritt, die aus der Exzellenzinitiative hervorging. Italien bleibt er weiterhin durch enge Kollaborationen und seine Familie, die dort lebt, verbunden.

 

Der Dulger-Preis wurde 2006 von der Sigrid-und-Viktor-Dulger-Stiftung zur Förderung junger Wissenschaftler im Land Baden-Württemberg gestiftet. Er ist mit 5.000 Euro dotiert und prämiert vorzugsweise Arbeiten aus dem Bereich der Technikwissenschaften einschließlich technikbezogener Arbeiten aus benachbarten Fächern.

Dieses Jahr wird Privatdozent Dr. Jörg Evers (geb. 1976) den Preis für seine Forschungen zum Thema „Yoctosecond photon pulses from quark-gluon plasmas” erhalten. In der ausgezeichneten Arbeit wird ein grundlegend neuer Ansatz vorgeschlagen, um noch kürzere Lichtpulse mit höherer Photonenenergie zu erzeugen. Als Lichtquelle dienen dabei nicht wie bisher Laser, sondern hochenergetische Schwerionenstöße. Für extrem kurze Zeitspannen entstehen in diesen Stößen sogenannte Quark-Gluon-Plasmen, die dem Zustand des Universums nach dem Urknall ähneln. Aufgrund der kurzen Lebensdauer der Quark-Gluon-Plasmen dauern die Lichtpulse in diesem Energiebereich etwa eine Million mal kürzer als bisher erreichte Lichtpulse. Dies entspricht in etwa der Zeit, die Licht benötigt, um einen Atomkern zu durchqueren.

Evers studierte in Dortmund, London und Freiburg. 2002 schloss er seine Studien mit einem Diplom in Physik und einem Bakkalaureus in Mathematik ab. Darauf folgte ein Promotionsstudium, das er 2004 mit Auszeichnung abschloss. 2005 erhielt er dafür den ersten Preis des „Quantum Electronics and Photonics PhD Thesis Prize“ vom englischen Institute of Physics. Es folgte eine Anstellung als Leiter der Arbeitsgruppe „Quanteninterferenzen und kollektive Quantendynamik“ im Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg. 2007 wurde er als Forschungsgruppenleiter auf eine W2-Stelle in der Theorie-Abteilung am MPI für Kernphysik berufen.

 

 

Um den kulturwissenschaftlichen Nachwuchs im Land Baden-Württemberg zu fördern, stiftete der Unternehmer Dr. Walter Witzenmann 1997 den Walter Witzenmann-Preis. Die mit 6.000 Euro dotierte Auszeichnung geht dieses Jahr an Dr. Philipp W. Stockhammer (geb. 1977) für seine Dissertation „Kontinuität und Wandel – Die Keramik der Nachpalastzeit aus der Unterstadt von Tiryns“. In der Studie beschäftigt er sich mit der Gesamtheit der spätbronzezeitlichen Keramik, die bei den Ausgrabungen 1999/2000 im Areal Stadt-Nordost der mykenischen Burg von Tiryns (Argolis, Griechenland) gefunden wurde. Sein Studium der Ur- und Frühgeschichte, Klassischen Archäologie und Alten Geschichte absolvierte er an den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Tübingen. 2008 wurde er in Ur- und Frühgeschichte an der Universität Heidelberg promoviert. Seit 2006 ist Stockhammer Lehrbeauftragter am Institut für Ur- und Frühgeschichtean der FAU Erlangen-Nürnberg. Seit 2007 ist er zudem Trainer am FBZHL. Seit 2008 ist er Mitarbeiter am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie im Rahmen des Exzellenzclusters „Asia and Europe in a Global Context“ an der Universität Heidelberg.

 

Aus Anlass des 100. Geburtstages von Karl Freudenberg wurde bereits 1986 von der Weinheimer Firma Freudenberg der mit 6.000 Euro dotierte Karl Freudenberg-Preis gestiftet. Prämiert werden jährlich herausragende wissenschaftliche Arbeiten aus dem Bereich der Naturwissenschaften, vor allem aus Chemie und Biologie. Der Preis dient ebenfalls der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Baden-Württemberg. 2010 geht der Preis an Dr. Sven Diederichs (geb. 1976) für seine interdisziplinären Arbeiten zum Thema „Molekulare RNA Biologie & Krebs“. Er erforscht die Entstehung von microRNAs, wie sie im zellulären Geschehen reguliert werden und ihre Veränderung in Tumorzellen. Dass Krebszellen weniger microRNAs enthalten als normale Zellen, ist der Wissenschaft bekannt. Diederichs untersucht nun die Hintergründe.

Studiert hat Diederichs Biochemie an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen und der Universität Witten/Herdecke. An der Universität Münster wurde er mit „summa cum laude“ promoviert. Er forschte an der Harvard Medical School und am Massachusetts General Hospital Cancer Center in Boston. Seit 2009 leitet er die Helmholtz-Hochschul-Gruppe „Molekulare RNA-Biologie und Krebs“ am DKFZ und am Pathologischen Institut der Universität Heidelberg.


 
Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften,

gegründet 1909, ist die wissenschaftliche Akademie des Landes Baden-Württemberg und eine der acht deutschen Akademien der Wissenschaften. Als außeruniversitäre Forschungseinrichtung verantwortet sie derzeit 22 Forschungsvorhaben, in denen etwa 230 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die rund 260 gewählten Mitglieder der Heidelberger Akademie treffen sich als herausragende Vertreter ihrer jeweiligen Disziplin regelmäßig zum fächerübergreifenden Gespräch, die Akademie veranstaltet wissenschaftliche Tagungen sowie öffentliche Vortragsreihen. Mit der 2002 erfolgten Einrichtung eines Nachwuchskollegs (WIN-Kolleg), der Ausrichtung der „Akademiekonferenzen für junge Wissenschaftler“ sowie durch die Vergabe von Forschungspreisen fördert sie herausragende jüngere Exponenten der Wissenschaft.

 

 

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Dr. Herbert v. Bose

Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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verantwortlich: Redaktion
Letzte Änderung: 24.05.2018