Wenn die Furcht sich in das Großhirn vortastet ...

Pressemitteilung vom 26. Januar 2006

Silke Anders wird von der Ingrid-zu-Solms-Stiftung mit dem Förderpreis 2005 ausgezeichnet – „Das WIN-Programm ist in der deutschen Forschungslandschaft einzigartig“

 

Schif Dr. Silke Anders ist Projektsprecherin im WIN-Programm der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Für ihre wissenschaftliche Arbeit über die neuronalen Grundlagen von Emotionen erhält sie den Förderpreis 2005 der Ingrid zu Solms-Stiftung.
(Foto: privat)

Auch wenn die Probanden die ihnen präsentierten Bilder nicht bewußt wahrnehmen, so zeigen sie doch deutliche emotionale Reaktionen. Mit Hilfe moderner bildgebender Verfahren können diejenigen Orte im Gehirn lokalisiert werden, die diese Reaktionen vermitteln.
(Foto / copyright: Nature Neuroscience)

Die HAW, Vorderansicht, seitlich
Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist eine der herausragenden Forschungseinrichtungen Baden-Württembergs. Die interdisziplinäre Forschung ist eines ihrer Hauptanliegen, daneben fördert sie den wissenschaftlichen Nachwuchs.
(Foto: Akademie/Oestergaard)

Am Dienstag, den 31. Januar, wird Dr. Silke Anders mit dem Förderpreis 2005 der Ingrid zu Solms-Stiftung ausgezeichnet. Sie erhält den Preis für ihre Forschungen über die neuronalen Grundlagen von Furcht. Dotiert ist der Förderpreis 2005 der Ingrid zu Solms-Stiftung mit 1000 Euro, überreicht wird er um 17 Uhr im Spiegelsaal des Hessischen Landtags.

Als preiswürdig erachtet wurde eine Arbeit von Anders, die in der Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“ (Ausgabe 7, Nummer 4, April 2004) veröffentlicht wurde. Um den neuronalen Grundlagen von Emotionen auf die Spur zu kommen, untersuchte sie gemeinsam mit Prof. Niels Birbaumer und Dr. Martin Lotze vom Institut für Medizinische Psychologie der Universität Tübingen sowie Wissenschaftlern der Tübinger Universitäts-Augenklinik und der Radiologischen Universitätsklinik, ob Gefühle auch durch Bilder ausgelöst werden können, die das Großhirn gar nicht sehen kann. Ihre Untersuchungen nahm sie an Patienten vor, deren Sehrinde im Großhirn – dem Sitz des bewußten Sehens – durch einen Schlaganfall oder eine Schädel-Hirn-Verletzung geschädigt war, deren Auge und Sehnerv jedoch intakt waren.

Sie präsentierte den Versuchspersonen das Bild eines Mannes, das zunächst als emotional neutral wahrgenommen wurde. Im Laufe der Untersuchung wurde dieses Bild zusammen mit einem unangenehmen Reiz dargeboten, so daß es schließlich eine negative Bedeutung erhielt. Wurde dieses Bild den Probanden daraufhin in dem Bereich ihres Gesichtsfeldes gezeigt, in dem sie es nicht bewußt sehen konnten, so zeigten sie dennoch körperliche Reaktionen und berichteten negative Gefühle. „Die für diese Gefühle möglicherweise verantwortliche Gehirnregion konnten wir mit Hilfe von Magnetresonanztomografie identifizieren. Sie liegt in der Nähe des Teils des Gehirns, in dem Reize aus der Körperperipherie verarbeitet werden“, so Anders. In ihr, so vermuten die Forscher, könnte die Schnittstelle zwischen körperlichen emotionalen Reaktionen und bewußt wahrgenommenen Gefühlen liegen.

Dr. Silke Anders ist Sprecherin des Projektes „Neuronale Repräsentationen der Kommunikation von Emotionen“. Es ist Teil des WIN-Kollegs, dem Nachwuchsforschungsprogramm der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Landesakademie Baden-Württembergs. Das WIN-Programm, einschließlich dreier interdisziplinärer kulturwissenschaftlicher Projekte, wird vom Land Baden-Württemberg mit jährlich 900.000 – finanziert. „Das WIN-Programm ist in der deutschen Forschungslandschaft einzigartig, da hier interdisziplinär zusammengesetzte Teams arbeiten“, so Prof. Dr. Willi Jäger, der Koordinator des Programms. „Wir geben jungen Wissenschaftlern die Möglichkeit in hohem Maße eigenständig zu forschen. Sie werden auf ihrem Weg von fachlich hochkarätigen Mentoren begleitet, bleiben jedoch in ihrer Arbeit völlig frei.“

 

Ort:Spiegelsaal des Hessischen Landtags, Schlossplatz1 – 3,Wiesbaden
Datum:31. Januar 2006
Uhrzeit:17 Uhr


Rückfragen bitte an

Dr. Johannes Schnurr
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Telefon: 06221 / 54 34 00
Fax: 06221 / 54 33 55
E-Mail: johannes.schnurr@urz.uni-heidelberg.de
Internet: www.haw.baden-wuerttemberg.de

sowie

Dr. Silke Anders
WIN-Projekt „Neuronale Repräsentation der Kommunikation von Emotionen“
Telefon: 07071 / 2 98 73 83
E-Mail: silke.anders@med.uni-tuebingen.de
Internet: www.haw.baden-wuerttemberg.de/seiten/
forschung/win_schwerpunkte/gehirn_2.php

Universität Tübingen
Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie
Gartenstraße 29
72074 Tübingen

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Letzte Änderung: 24.05.2018