Zwischen Luther und Calvin: Konfessionelle Vielfalt in Hessen zur Zeit der Reformation – Öffentliche Buchvorstellung im Frankfurter Institut für Stadtgeschichte am 2. Mai 2012 um 18 Uhr

Heidelberger Akademie der Wissenschaften präsentiert gemeinsam mit dem Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster Frankfurt am Main den neuen Band der „Evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts“ zu hessischen Territorien und Reichsstädten

 

Frankfurt: Am Mittwoch, dem 2. Mai 2012, präsentiert die Heidelberger Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit dem Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster Frankfurt am Main den jüngst erschienenen Band 9 der „Evangelischen Kirchenordnungen“. Die öffentliche Vorstellung findet um 18 Uhr im Institut für Stadtgeschichte, im Dormitorium des Karmeliterklosters statt. Es begrüßt Dr. Michael Matthäus (Institut für Stadtgeschichte), Grußworte sprechen Prof. Dr. Silke Leopold (Sekretar der Philosophisch-historischen Klasse  der Heidelberger Akademie der Wissenschaften) sowie Prof. Dr. Dr. h.c. Eike Wolgast (Leiter der Forschungsstelle Evangelische Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts). Den Einführungsvortrag hält Dr. Sabine Arend, die Bearbeiterin des Bandes.

 

Titelblatt Ffm  Titelblatt der Frankfurter Agende von 1565

 

Die Reformation, die 1517 mit Luthers 95 Thesen angestoßen worden war, brachte zahlreiche Veränderungen der Rechtsverhältnisse in Kirche und Gesellschaft mit sich. Die Autorität von Papst und römischer Amtskirche wurde nicht mehr anerkannt, und für viele Lebensbereiche mussten neue Normen geschaffen werden, die sich unter dem Begriff „Kirchenordnungen“ zusammenfassen lassen. In diesen Quellen finden sich nicht nur Bestimmungen für Predigten, Taufen, das Abendmahl, Eheschließungen und Begräbnisse, sondern auch für die Armenfürsorge, die schulische Bildung sowie das sittliche Verhalten der Gläubigen.

 

Die Sammlung evangelischer Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts wurde 1902 von dem Erlanger Kirchenrechtler Emil Sehling begründet; seit 2002 führt die Heidelberger Akademie der Wissenschaften das Unternehmen fort. Der vorliegende neunte Band bündelt die Ordnungen von fünf ehemaligen Grafschaften und vier Reichsstädten im heutigen Bundesland Hessen. Neben der Landgrafschaft Hessen sind die Grafschaften Waldeck, Erbach und Stolberg-Königstein vertreten. Während hier die Wittenberger Theologie dominierte, dokumentieren die Regelwerke aus Solms-Braunfels die Einführung des reformierten, an Calvins Theologie ausgerichteten Bekenntnisses.

 

Unter den reichsstädtischen Ordnungen (Frankfurt am Main, Friedberg, Gelnhausen, Wetzlar) nehmen diejenigen aus Frankfurt den prominentesten Platz ein. In Frankfurt hatte die Bürgerschaft den Magistrat zu Veränderungen gedrängt: Um 1530 wurden evangelische Prediger angestellt, das Abendmahl in beiderlei Gestalt zugelassen und die römischen Messen untersagt. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zeichnete sich die Frankfurter Reformationsgeschichte durch große konfessionelle Offenheit aus: Reformierte Exulanten aus den Niederlanden und England unter Führung von Casiodoro de Reina und anderen fanden 1554 in der Handelsmetropole Aufnahme, durften selbständige Gemeinden gründen und diesen eigene Ordnungen geben. Die einzelnen Schritte Frankfurts von einer kaisertreuen Reichsstadt zu einem von konfessioneller Vielfalt gekennzeichneten Zentrum der Konfessionsmigration ist in zahlreichen Ordnungen und Mandaten dokumentiert, die das Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster Frankfurt am Main in seinen Beständen verwahrt und die für den vorliegenden Editionsband ausgewertet wurden.

 

Weitere Informationen zum Programm finden Sie unter:

www.haw.uni-heidelberg.de/veranstaltungen/termine.de.html#heute

 

Datum: 2. Mai 2012

Ort: Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster, Münzgasse 9, Frankfurt am Main

Beginn: 18:00 Uhr


Medienvertreter sind herzlich eingeladen. Über eine Ankündigung freuen wir uns. Die Veranstaltung ist öffentlich. Der Eintritt ist frei.

 

Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften, gegründet 1909, ist die wissenschaftliche Akademie des Landes Baden-Württemberg und eine der acht deutschen Akademien der Wissenschaften, die sich zur Union der deutschen Akademien der Wissenschaften zusammengeschlossen haben. Als außeruniversitäre Forschungseinrichtung verantwortet sie derzeit 22 Forschungsvorhaben, in denen etwa 230 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die rund 260 gewählten Mitglieder der Heidelberger Akademie treffen sich als herausragende Vertreter ihrer jeweiligen Disziplin regelmäßig zum fächerübergreifenden Gespräch, die Akademie veranstaltet wissenschaftliche Tagungen sowie öffentliche Vortragsreihen. Mit der 2002 erfolgten Einrichtung eines Nachwuchskollegs (WIN-Kolleg), der Ausrichtung der „Akademiekonferenzen für junge Wissenschaftler“ sowie durch die Vergabe von Forschungspreisen fördert sie herausragende jüngere Exponenten der Wissenschaft. Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist Mitglied in der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften.

 

Das Institut für Stadtgeschichte, früher „Stadtarchiv“, ist eines der bedeutendsten deutschen Kommunalarchive. Es sammelt, erschließt und vermittelt Schrift- und Bildquellen zur Frankfurter Stadtgeschichte. Seine Bestände reichen vom 9. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

 

Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts Neunter Band: Hessen II. Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618, Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein, Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar Begr. v. Emil Sehling, fortgeführt v. d. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, bearbeitet v. Sabine Arend Verlag: Mohr Siebeck, 2012, 705 Seiten. ISBN 978-3-16-151027-4, Gebundene Ausgabe, EUR 199.00

 

Kontakte:

Bei Rückfragen zur Veranstaltung:

Dr. Herbert von Bose

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Telefon: 06221/54 34 00

E-Mail: herbert.vonbose@adw.uni-heidelberg.de

Internet: www.haw.baden-wuerttemberg.de

 

Jutta Zwilling

Telefon: 069/212 309 56

E-Mail: jutta.zwilling@stadt-frankfurt.de

www.stadtgeschichte-frankfurt.de

 

Bei inhaltlichen Fragen:

Dr. Sabine Arend

Telefon: 06221/54 43 94

E-Mail: Sabine.Arend@adw.uni-heidelberg.de

verantwortlich: Redaktion