Zeit und Lebensalter

Junge Wissenschaftler untersuchen übergeordnete Zeitvorstellungen von der Antike bis zur Gegenwart: „WIN-Kolleg“ tagt vom 23. bis 25. September 2009 in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

 

Lebenszeit und Weltzeit treten spätestens seit der Renaissance in ein zunehmendes Missverhältnis, da der engen Frist des Lebens eine Welt gegenübersteht, deren Dauer sowohl in eine astronomisch errechnete Vergangenheit als auch in eine philosophisch projizierte Zukunft expandiert. Das Unbehagen an dieser ausgreifenden Zeitdimension schlägt sich auch in Lebensaltermodellen nieder, die einen Ausgleich zwischen der Zeit des Einzelnen und übergeordneten Zeitvorstellungen anstreben.

 

Wie in narrativen, symbolischen oder ikonographischen Lebensalterdarstellungen übergeordnete Zeitvorstellungen von der Antike bis in die Gegenwart verarbeitet werden, wird während der Tagung insbesondere anhand von Alterszäsuren untersucht, die als organisierende Einschnitte das Kontinuum individueller Lebenszeit gliedern, messbar machen und ausdeuten. Die an ein bestimmtes Alter geknüpften Zäsuren bündeln ein vielfältiges kulturelles und soziales Wissen über die jeweils geltenden Vorstellungen von menschlicher Lebenszeit, die in ihrer ästhetischen Signatur und religiösen Bedeutung erschlossen werden.

 

Der Wandel des menschlichen Lebenszyklus aus theologischer Sicht, das Thema der vergehenden Zeit in der Literatur des Mittelalters, ästhetisierte Geschichtsentwürfe von Menschheitsbiographien während der Aufklärung, Entwürfe des guten Alterns im griechisch-römischen Zeitaltermythos, Zeitreflexion in der erzählten Alternskrise, Kindheitszäsuren in literarischen Texten um 1800 sind einige Themen der Referenten.

 

Der kanadische Wissenschaftler William Randall wird am 23. September 2009 um 20:15 Uhr einen Vortrag zu dem Thema „A Time to Read: Narrative Openness in Later Life“ halten.

 

Oestergaard

Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften hat seit 1920 ihren Sitz im ehemaligen Großherzoglichen Palais unterhalb des Schlosses am Karlsplatz. Der Bau repräsentiert die Idealform eines städtischen Adelshofes des frühen 18. Jahrhunderts.

 

 

 

 

 

 

Foto: Akademie/Jessen Oestergaard

 

Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften, gegründet 1909, ist die wissenschaftliche Akademie des Landes Baden-Württemberg und eine der acht deutschen Akademien der Wissenschaften; 2009 feiert sie ihr 100-jähriges Jubiläum. Als außeruniversitäre Forschungseinrichtung verantwortet sie derzeit 20 Forschungsvorhaben, in denen etwa 220 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die rund 190 gewählten Mitglieder der Heidelberger Akademie treffen sich als herausragende Vertreter ihrer jeweiligen Disziplin regelmäßig zum fächerübergreifenden Gespräch, die Akademie veranstaltet wissenschaftliche Tagungen sowie öffentliche Vortragsreihen. Mit der 2002 erfolgten Einrichtung eines Nachwuchskollegs (WIN-Kolleg), der Ausrichtung der „Akademiekonferenzen für junge Wissenschaftler“ sowie durch die Vergabe von Forschungspreisen fördert sie herausragende jüngere Exponenten der Wissenschaft.

 

Datum: 23. – 25. September 2009

Ort: Akademie der Wissenschaften, Karlstraße 4, Heidelberg

Beginn: 23. September 2009, 13:30 Uhr

 

Die Veranstaltung ist nicht öffentlich, Vertreter der Medien sind eingeladen.

 

Rückfragen bitte an:

Dr. Herbert v. Bose

Pressestelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Telefon: 06221 / 54 34 00

Fax: 06221 / 54 33 55

E-Mail: herbert.vonbose@adw.uni-heidelberg.de

Internet: www.haw.baden-wuerttemberg.de

 

sowie

 

Dr. Thorsten Fitzon

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Deutsches Seminar II, Institut für neuere deutsche Literatur

Werthmannplatz 3

79085 Freiburg

E-Mail: thorsten.fitzon@germanistik.uni-freiburg.de

verantwortlich: Redaktion
Letzte Änderung: 24.05.2018