Faszination Hofmusik – Konzertreihe der Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik der Heidelberger Akademie der Wissenschaften:

 

Per l' harmonicaGlasharmonikamusik“

 

Philipp Alexander Marguerre (Verrophon) spielt Werke von Johann Evangelist Brandl, Joseph Aloys Schmittbaur, Carl Leopold Röllig und anderen.

 

Schwetzingen, Palais Hirsch, 23. Juni 2011, 20 Uhr

                                                                                                 

Vor kurzem konnte durch die in Schwetzingen ansässige Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik der Heidelberger Akademie der Wissenschaften eine umfangreiche Sammlung von Kompositionen für die Glasharmonika wiederentdeckt werden. Es handelt sich dabei um die derzeitig einzige bekannte Zusammenstellung, die das Repertoire einer Glasharmonikaspielerin um 1800 in seiner Breite überliefert. Zusammengetragen hatte sie die Karlsruher Hofdame Ernestine von Mentzingen, verheiratete von Geusau (1775–1852). Die Sammlung beinhaltet insgesamt ca. 40 Werke unterschiedlichen Umfangs, sowohl Originalkompositionen Karlsruher Hofmusiker (Joseph Aloys Schmittbaur, Johann Evangelist Brandl) als auch Stücke auswärtiger Komponisten (Carl Leopold Röllig, Wenzel Tomaschek). Außerdem finden sich unter den Werken anonym überlieferte Sätze und Bearbeitungen aus zeitgenössischen Opern.

Philipp Alexander Marguerre wird in dem Konzert auf dem Verrophon, einem modernen Glasinstrument, einen Querschnitt aus dieser einzigartigen Sammlung der Öffentlichkeit präsentieren. Einige Kompositionen sind dabei zum ersten Mal seit 200 Jahren wieder zu hören.

Jean Paul nannte die Glasharmonika ein „gläsernes Heiligenhaus der Tonmuse“, Goethe hörte in ihrer Musik das „Herzblut der Welt“. Wie kein anderes Instrument repräsentierte sie mit ihrem sphärischen, fast körperlosen Klang den empfindsamen Geist des ausgehenden 18. Jahrhunderts. 1761 von Benjamin Franklin in London erfunden, wurde dieses aus gestimmten Glasschalen auf einer rotierenden Achse zusammengesetzte Musikinstrument besonders in Deutschland außerordentlich populär. An seinem Siegeszug hatten Musiker der Hofkapellen in Südwestdeutschland großen Anteil.

  P. Marguerre Verrophone.jpg Philipp-Alexander Marguerre am Verrophon

 

Philipp-Alexander Marguerre erhielt den ersten Klavierunterricht mit fünf Jahren an der Musikschule Unterschleißheim, anschließend bei Prof. Schiller an der Hochschule für Musik München. Der Preisträger zahlreicher Wettbewerbe (u.a. Karl Lang, Jugend musiziert) studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim bei Prof. Andreas Pistorius. Ebenfalls besuchte er zahlreiche Sommerakademien, darunter die des Mozarteums Salzburg bei Anthony Paratore und in Radolfzell bei Prof. Klaus Schilde.

2002 wurde Philipp-Alexander Marguerre Mitglied der Sinfonia di vetro, des Glasmusikensembles des Instrumentenbauers und Glasmusikers Sascha Reckert. Seither konzertiert er weltweit als Glasmusiker im Konzertbereich und als Opernsolist und spielt exklusiv die von Sascha Reckert entwickelten Glasinstrumente, insbesondere das Verrophon. Philipp-Alexander Marguerre trat u.a. an der Dresdener Semperoper, der Mailänder Scala, der Deutschen Oper Berlin, des San Francisco Opera House (mit Nathalie Dessay) und der Wiener Staatsoper (mit Anna Netrebko) auf.

Zurzeit spielt P.-A. Marguerre an der English National Opera, an den Opernhäusern Frankfurt, Kassel, Hamburg und gastiert als Musiker der Sinfonia di vetro bei Konzerten.

verantwortlich: Redaktion